[Rezension] Cord Riechelmann – Krähen

[Rezension] Cord Riechelmann – Krähen

wp-1484286580418.jpgTitel: Krähen
Autor: Cord Riechelmann
Verlag: Matthes&
ISBN: 978-3-88221-048-4

Wie auch in den anderen Naturkunden stellt Krähen die Kulturgeschichte dieser einzigartigen Vögel vor. Anders jedoch als in den Naturkunden, die ich bisher gelesen habe, bringt Riechelmann sehr viel mehr Anekdoten aus der Forschung ein. Neben Forschungsergebnissen und Geschichte bekommt man als LeserIn auch Beobachtungen und Erlebnisse erzählt, die die Krähenvögel vor dem inneren Auge zum Leben erwecken.

„Kräheneltern müssen, wie fast alle Singvögel, ihre Jungen in den ersten Wochen mit Insekten füttern. Wie beschwerlich das für die Vögel ist, lässt sich im Frühjahr und im Sommer in jedem Park beobachten. Krähen, die im Gras Schmetterlingen hinterherspringen, um nach ihnen zu schnappen, haben nichts von der Eleganz der Nachtigallen oder Amseln bei der Insektenjagd.“ (S. 21)

Riechelmann schafft es, einem diese wundervollen Vögel näher zu bringen ohne sie zu anthropomorphisieren. Sie bleiben die Vögel, die von den Menschen ob ihrer mythischen Nähe zum Tod und als Unheilskünder gefürchtet und bis aufs Blut bekämpft, aus den gleichen Gründen aber auch verehrt wurden. Er stellt drei Krähenarten detaillierter vor, Kolkraben, Saatkrähen und Elstern. Auch hier gibt es wieder Beobachtungen zu den Vögeln, die es ganz eindeutig lieben zu spielen und durchaus mal frech werden können (auf S. 33 z.B. berichtet Riechelmann, wie ein Rabe im Zoo einen kleinen Stein in Richtung Besucher wirft um zu gucken, was passiert), und mit Vorurteilen gegenüber Elstern als gierig-grausame Nesträuber wird ebenso aufgeräumt wie die Namensherkunft der Vögel ergründet. Immer wieder wird dabei die Intelligenz der dieser Tiere deutlich, die nicht nur in der Lage sind, Werkzeug zu benutzen um an Nahrung zu kommen, sondern es auch herzustellen.
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Auch in Krähen gibt es im zweiten Teil des Buches eine Reihe Artenportraits, die alleine durch die Aufzählung lehrreich sind. So lernt man bereits beim Durchblättern, dass Häher (Eichelhäher, Blauhäher, etc.) ebenso zu den Krähenvögeln zählen wie die Elstern. In den Portraits bekommt man außer den Verbreitungsraum keine der Standard-Informationen wie durchschnittliches Gewicht oder Größe, sondern, viel wichtiger, liest kurz und knapp etwas über Bejagung oder das (oft beinahe charakteristische) Verhalten der Tiere.

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Krähen ist kein normales Sachbuch, das einem die Grundfakten beibringt, sondern etwas tiefer geht und Sachlichkeit und Forschung mit federleichter Sprache verbindet. Riechelmann wird den Krähenvögeln auf eine Art und Weise gerecht, dass man nach der Lektüre mindestens neugierig auf sie, wenn nicht sogar Fan geworden ist – falls man es vorher nicht schon war.
Das Buch ist hochwertig verarbeitet, mit einem haptisch wundervollen Cover, Fadenbindung und teils farbigem Buchschnitt. Es ist ausgiebig und liebevoll illustriert, und wer nach der Lektüre verständlicherweise nicht genug von diesen Vögeln bekommen kann, findet auf den letzten Seiten ausgewählte, weiterführende Literatur.

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