Das Internet ist vermutlich die Technologie, die die Menschheit mehr verändert hat als jede andere. Vielleicht mehr als die Dampfmaschine, und die gilt als Meilenstein, als Auslöser für die Industrialisierung, ohne die nichts möglich war.
Doch wie kommt es, dass wir offenbar immer nervöser, hektischer werden? Wie kommt es, dass Burnout, Depressionen, Angstzustände, Phobien wie z.B. Agoraphobie (Angst vor offenen Plätzen) und Klaustrophobie (Angst vor geschlossenen Räumen) immer mehr zunehmen? Bessere Diagnostik? Bessere gesellschaftliche Ausgangsposition? Allein? Wohl kaum.
Matt Haig, der selbst an Depressionen und Angstzuständen leidet, versucht nach Reasons to Stay Alive, in dem er seiner Depression auf den Zahn fühlte, in Notes on a Nervous Planet den Ursachen für seine Ängste auf den Grund zu gehen. Nachdem er schließlich die wahren Schrecken von den Phantomen unterschieden hat, spürt er nicht nur dem Internet nach. Er analysiert, welche positiven und vor allem auch negativen Auswirkungen das Internet auf unsere Gesellschaft, unsere Leben und letztlich auch auf unsere Gesundheit hat. Und es zeigt sich, dass das Internet schon längst sehr viel tiefer in uns verwurzelt ist, als wir dachten oder es wahrhaben wollen.
Matt Haig ist kein Internethasser, ganz im Gegenteil. Er plädiert aber ebenso leidenschaftlich wie fundiert, warum wir einen besseren und gesünderen Umgang mit dem Internet brauchen – und wie er es schafft.
Vieles von dem, was Matt Haig schreibt, hat man mindestens schon einmal gedacht. Vielleicht auch am Rande gehört oder gelesen. Man glaubt es zumindest, denn es hallt sofort in den hintersten Hirnwindungen wider.
Wie auch Reasons to Stay Alive wird Notes on a Nervous Planet bei mir noch lange nachhallen. Und ich werde mir wieder einen analogen Wecker kaufen, damit mein Handy nicht mehr neben mir im Bett liegen muss.
One thought on “[Rezension] Matt Haig – Notes on a Nervous Planet”