Vor zwei, drei Jahren gab es auf Instagram einen unseligen Trend: für vermeintlich hübsche Fotos wurden Bücher verbrannt. Vor allem im englischen Raum erfreuten sich diese Bilder großer Beliebtheit, und der Trend schwappte ins deutsche Bookstagram. Er war allerdings auch relativ schnell wieder verschwunden. Ob es an den Diskussionen lag, die überall entbrannt waren (Pun intended) oder daran, dass sich jeder Trend tot läuft – who knows. Brennende Bücher sah man seither jedenfalls nicht mehr auf dem deutschen Bookstagram.
Vor kurzem wurde ich in einer Story verlinkt, ob ich erklären könne, warum Bücher verbrennen nicht cool ist. Es handelte sich zwar nur um ein Bild, nicht um eine ganze Welle, aber bevor da ein Trend von den Toten zurückgeholt wird, sollte man etwas Aufklärungsarbeit leisten.
Wer für ein Foto auf Instagram ein Buch in Brand setzt, sollte sich der Symbolkraft dieses Bildes bewusst sein, besonders im deutschsprachigen Raum. Bücherverbrennungen haben in Europa eine lange Geschichte, die jüngsten groß angelegten Verbrennungen geschahen während der Nazizeit. Es waren nicht die ersten Bücherverbrennungen und es steht zu befürchten, dass es nicht die letzten waren.
Das Auslöschen einer Person
Im Alten Ägypten war es oft üblich, dass ein Pharao oder Pharaonin den Namen des oder der Vorgängerin aus den Stelen meißeln ließ und auch alle Dokumente so ändern ließ, dass der Name unkenntlich gemacht wurde. Das Ziel war, diese Person aus der Geschichte und dem Gedächtnis der Menschen zu löschen, es war der letzte Schritt zur Auslöschung eines Menschen. Hier wurden keine Bücher bzw. Schriften verbrannt, aber der Drang, Personen gänzlich aus dem Gedächtnis der Menschen zu verbannen, reicht weiter zurück als es gedruckte Bücher gibt.
Bücherverbrennungen in der Geschichte. Ein (wirklich) kurzer Abriss
Wann die ersten Bücher verbrannt wurden ist schwer zu sagen, zumal Bücher vor der Erfindung des Buchdrucks noch per Hand vervielfältigt wurden und ein unschätzbares Gut darstellten.
In der Apostelgeschichte im Neuen Testament wird von der Verbrennung von Zauberbüchern berichtet. Dies geschah allerdings freiwillig durch die bekehrten “Zauberer”. Später wurden nicht nur häretische Schriften verbrannt, sondern die Urheber und Anhänger gleich mit. In Europa war die Katholische Kirche wenig zimperlich. (auch auf den anderen Kontinenten wurden im Laufe der Geschichte Bücher verbrannt und Menschen verfolgt und ermordet. Ich konzentriere mich in dieser kurzen Darstellung allerdings auf Europa)
Martin Luther wurde in einer Päpstlichen Bulle der Kirchenbann angedroht und die Verbrennung seiner Schriften angeordnet. Er selbst warf seinerseits die Päpstliche Bulle vor einer Menschenmenge ins Feuer. Zur Erklärung: ein Bann, eine Exkommunikation schließt einen Menschen von den heiligen Sakramenten aus und bedeutete damals die politische und soziale Isolierung. Heinrich IV ging nach Canossa, um Papst Gregor VII um Vergebung zu bitten und ihn wieder in die Kirche aufzunehmen. Er hätte sonst, nach seinem Bann, seine Krone nicht halten können.
Dass Luther die Bulle, die ihm eben jenes Schicksal androhte, öffentlichkeitswirksam ins Feuer warf, wird heute als endgültige Lösung seinerseits von der Katholischen Kirche gewertet. Er wollte von seinen Lehren nicht ablassen und bot der damals mächtigsten Organisation der Welt die Stirn.
8 thoughts on “Burning Instagram und was falsch daran ist”
Bücher verbrennen ist scheiße! Die Richtige Aussage zu diesem Thema und eigentlich sollte sich doch jeder dieser Symbolik bewußt sein – gerade hier in Europa! Ich kann so einen “Trend” einfach nicht verstehen!! Vielen Dank für diesen guten Beitrag, in dem ich sogar noch etwas gelernt habe! Mir war nicht bewußt, dass nach 45 auch hier in Deutschland noch Bücher verbrannt wurden. Danke für die ausführliche Recherche!
Liebe Grüße Anett
Hallo, eigentlich beschäftige ich mich eher mit der psychologischen Seite vom Zerstören von Bildern, allerdings kommen mir dabei auch hie und da Geschichten unter in denen Bücher zerstört oder wie hier verbrannt werden. Auf meinem Blog schreibe ich manchmal zum Thema. Vielen Dank für den Artikel.
Liebe Grüße Stefan
Moin Stefan, da gucke ich doch gleich mal auf deinem Blog vorbei 🙂
Cheerio Mari
Ich muss ja gestehen, dass Burning Instagram total an mir vorbeigegangen ist. Oder ich bin in einer Ecke Instagrams zuhause, wo nicht soviele verrückte Menschen unterwegs sind, die Bücher verbrennen wollen o_O Aber in jedem Fall war oder ist das ein bedenklicher Trend, der zeigt wie gedankenlos Menschen für ein hübsches Foto agieren. Was mich aber noch mehr triggert ist diese surreale Szene aus dem Foto oben … neben den Menschen, die Bücher verbrennen stehen die Kids mit einem Schild wo irgendwas von wegen “Wir arbeiten im Schulgarten” steht … soviel Wahnsinn neben soviel Normal sieht man selten und zeugt von irren Zeiten.
Moin! Der ganz große Trend war auch vor ein paar Jahren, aber als ich wieder ein paar entsprechende Fotos gesehen habe dachte ich, dass der Artikel eben doch nicht überflüssig wäre. Manche Bildideen muss man einfach echt nicht umsetzen.
Naja, das Bild, das du meinst, ist immerhin aus den 1950ern, das hat mit der Nazizeit schon gar nichts mehr zu tun und zeugt vielmehr davon, dass Bücher verbrennen ein viel zu häufig bedientes symbolisches Mittel gewesen ist. Und auch heute noch ist.
Liebe Grüße Mari
Hallo du! Danke für so einen unglaublich interessanten und sehr gut geschriebenen Beitrag! Ich bin noch neu in der Blogcommunity, deswegen wusste ich gar nicht, dass sowas fürchterliches von manchen gepostet wurde 😮 Ich werde jedenfalls als Leser bei dir bleiben! 🙂
Ganz liebe Grüße aus Bayern! Michi
Moin! Zum Glück sind es nur sehr wenige, der große Trend war vor ein paar Jahren. Muss aber auch echt nicht wieder in Mode kommen, deswegen der Artikel, als ich wieder Bilder gesehen habe 😀
Bücher verbrennen ist scheiße!
Die Richtige Aussage zu diesem Thema und eigentlich sollte sich doch jeder dieser Symbolik bewußt sein – gerade hier in Europa! Ich kann so einen “Trend” einfach nicht verstehen!!
Vielen Dank für diesen guten Beitrag, in dem ich sogar noch etwas gelernt habe! Mir war nicht bewußt, dass nach 45 auch hier in Deutschland noch Bücher verbrannt wurden. Danke für die ausführliche Recherche!
Liebe Grüße Anett
Hallo, eigentlich beschäftige ich mich eher mit der psychologischen Seite vom Zerstören von Bildern, allerdings kommen mir dabei auch hie und da Geschichten unter in denen Bücher zerstört oder wie hier verbrannt werden. Auf meinem Blog schreibe ich manchmal zum Thema. Vielen Dank für den Artikel.
Liebe Grüße Stefan
Moin Stefan,
da gucke ich doch gleich mal auf deinem Blog vorbei 🙂
Cheerio
Mari
Ich muss ja gestehen, dass Burning Instagram total an mir vorbeigegangen ist. Oder ich bin in einer Ecke Instagrams zuhause, wo nicht soviele verrückte Menschen unterwegs sind, die Bücher verbrennen wollen o_O Aber in jedem Fall war oder ist das ein bedenklicher Trend, der zeigt wie gedankenlos Menschen für ein hübsches Foto agieren.
Was mich aber noch mehr triggert ist diese surreale Szene aus dem Foto oben … neben den Menschen, die Bücher verbrennen stehen die Kids mit einem Schild wo irgendwas von wegen “Wir arbeiten im Schulgarten” steht … soviel Wahnsinn neben soviel Normal sieht man selten und zeugt von irren Zeiten.
Moin!
Der ganz große Trend war auch vor ein paar Jahren, aber als ich wieder ein paar entsprechende Fotos gesehen habe dachte ich, dass der Artikel eben doch nicht überflüssig wäre. Manche Bildideen muss man einfach echt nicht umsetzen.
Naja, das Bild, das du meinst, ist immerhin aus den 1950ern, das hat mit der Nazizeit schon gar nichts mehr zu tun und zeugt vielmehr davon, dass Bücher verbrennen ein viel zu häufig bedientes symbolisches Mittel gewesen ist. Und auch heute noch ist.
Liebe Grüße
Mari
Hallo du!
Danke für so einen unglaublich interessanten und sehr gut geschriebenen Beitrag! Ich bin noch neu in der Blogcommunity, deswegen wusste ich gar nicht, dass sowas fürchterliches von manchen gepostet wurde 😮
Ich werde jedenfalls als Leser bei dir bleiben! 🙂
Ganz liebe Grüße aus Bayern!
Michi
Moin!
Zum Glück sind es nur sehr wenige, der große Trend war vor ein paar Jahren. Muss aber auch echt nicht wieder in Mode kommen, deswegen der Artikel, als ich wieder Bilder gesehen habe 😀
Und herzlich Willkommen in der Bloggerwelt!
Liebe Grüße aus dem Norden,
Mari