Cismann: Mann, der sich mit dem bei seiner Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert.
Frau: bezeichnet auf Crow and Kraken alle Menschen, die ganz oder teilweise als Frau sind (Trans, Demi, Pan, Cis, Enby)
Als Frau gelesen werden: Menschen, die von anderen Menschen z.B. aufgrund ihres Äußeren als Frau wahrgenommen werden, aber keine Frauen sind.
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Vor einigen Monaten habe ich wieder mit dem Laufen angefangen. Ich war schon immer eine Abendläuferin, nicht nur, weil ich einfach kein Morgenmensch bin, sondern weil ich am Ende des Tages gerne noch überschüssige Energie loswerde. Außerdem mag ich meine Laufstrecken, die am Hafen lang und in die Speicherstadt führen, ich mag es zu sehen, wie abends langsam die Lichter im Freihafen auf der anderen Seite des Flusses angehen und sich die Straßen langsam leeren.
Abends laufen ist ja SO WITZIG!
Ich denke, jeder laufende bzw. joggende Mensch hat schon das obligatorische “Schneller!” gehört. Das ist meganervig, vor allem weil es immer von Leuten kommt, die gerade eher gemütlich unterwegs sind, aber im großen und ganzen harmlos. Besonders tagsüber, wenn noch viele Menschen unterwegs sind.
Wenn man als Frau bzw. als Frau gelesener Mensch aber in der Dämmerung und hereinbrechenden Nacht läuft, ändert sich dieses Szenario komplett. Auf den meisten meiner Strecken liegen Restaurants, Kneipen und Bars oder sind in unmittelbarer Nähe, und wie es das Nachtleben so an sich hat, muss ich auch an an- oder betrunkenen Menschen vorbei – egal an welchem Wochentag. Alkoholisierte Cismännergruppen bereiten mir seit geraumer Zeit unbehagen wenn ich alleine unterwegs bin1, denn von solchen Gruppen gehen oft genug blöde Sprüche, sexistisches und tlw. übergriffiges Verhalten aus. Ich versuche zwar, einen Bogen um solche Gruppen zu machen, aber hey, ich bin eine Frau im Sportdress, natürlich bin ich zur Erheiterung der Cismänner da, und wenn ich Abstand zu ihnen nehme, verringern sie ihn.
Sprüche wie “Schneller, Mädchen” sind noch das angenehmste, aber Worte machen die aufgebaute Distanz zunichte. Das Vorhaben, in Ruhe zu laufen, ist gescheitert.
Oft genug verringern Cismänner die Distanz jedoch körperlich. Stellen sich mir in den Weg mit einem “Hey” und besoffenem Lächeln, das wohl umwerfend sein soll (meistens ist es eher die Fahne, die mich fast aus den Schuhen haut). Besonders pfiffige Männer laufen sogar ein Stück neben mir her, wenn ich nicht auf ihre amüsanten Sprüche reagiere. Im Dunkeln. In kleinen, sporadisch belebten Straßen. Keine Ahnung, was daran witzig oder sexy-überzeugend sein soll, ich bekomme da Angst und beschleunige in der Regel meine Schritte, gerne gefolgt von einem “Guck mal, jetzt hast du sie verjagt” oder “Du musst doch nicht wegrennen.”
Mir reicht es inzwischen schon nach dem zweiten Spruch und ich pöble zurück. Ignorieren hilft ja nichts, wenn mir dann hinterhergelaufen wird. Das Problem ist, dass das vorherige amüsant-flirty gemeinte Verhalten in aggressives Mackertum umschlägt. “Los, schneller, Mädchen” – “Ach Fick dich!” – “Zicke!/Schlampe!”, einmal gefolgt von drei Schritten auf mich zu.
Aber es ist ja alles ganz harmlos und witzig gemeint und auf keinen Fall sexistisch oder übergriffig, laufenden Männern wird ja auch auf solche Weise hinterhergerufen und hinterhergerannt. Oder nicht?
One thought on “[Sturmkrähe] Joggende Frauen und witzige Sprüche von Männern”
Und dem muss überhaupt nichts hinzugefügt werden! Mir geht es ganz genauso. Ich sehe es nicht ein, meinen Tagesplan zu ändern oder meine Route oder sonst was, nur weil irgendwelche Idioten (anders kann ich die leider nicht betiteln) meinen, sich aufführen zu müssen als wäre es ihr gutes Recht. Ist es nicht, Punkt. Ich kann es auch überhaupt nicht verstehen, was das für ein Impuls ist, sich so verhalten zu müssen. Woher kommt das? Was ist das? Fallen die tot um, wenn sie das nicht machen??? Und obwohl ich mich nicht an deren komisches Gebaren anpassen will … ich fühle mich unwohl, wenn ich alleine das Waldstück laufe und dort ein Mann mit seinem Hund spazieren geht (es spielt keine Rolle, wie alt er ist oder ob er etwas sagt oder nicht oder überhaupt nur guckt oder nicht oder ob es Tag oder Abend ist); ich habe Pfefferspray gekauft für eine Nachtwanderung, bei der ich allein mit meiner Schwester unterwegs sein werde und abends/nachts im Bus, halte ich mich immer in der Nähe der Tür auf, für den Fall, dass ich schnell aussteigen möchte. Und das ist scheiße! Aber das nötige übel, wenn ich mich einigermaßen sicher/wohl fühlen möchte.
Und dem muss überhaupt nichts hinzugefügt werden!
Mir geht es ganz genauso. Ich sehe es nicht ein, meinen Tagesplan zu ändern oder meine Route oder sonst was, nur weil irgendwelche Idioten (anders kann ich die leider nicht betiteln) meinen, sich aufführen zu müssen als wäre es ihr gutes Recht. Ist es nicht, Punkt.
Ich kann es auch überhaupt nicht verstehen, was das für ein Impuls ist, sich so verhalten zu müssen. Woher kommt das? Was ist das? Fallen die tot um, wenn sie das nicht machen???
Und obwohl ich mich nicht an deren komisches Gebaren anpassen will … ich fühle mich unwohl, wenn ich alleine das Waldstück laufe und dort ein Mann mit seinem Hund spazieren geht (es spielt keine Rolle, wie alt er ist oder ob er etwas sagt oder nicht oder überhaupt nur guckt oder nicht oder ob es Tag oder Abend ist); ich habe Pfefferspray gekauft für eine Nachtwanderung, bei der ich allein mit meiner Schwester unterwegs sein werde und abends/nachts im Bus, halte ich mich immer in der Nähe der Tür auf, für den Fall, dass ich schnell aussteigen möchte. Und das ist scheiße!
Aber das nötige übel, wenn ich mich einigermaßen sicher/wohl fühlen möchte.