[Vorgelesen] Gebrüder Grimm – Rotkäppchen

[Vorgelesen] Gebrüder Grimm – Rotkäppchen

rotkaeppchen-2Rotkäppchen kommt erst ein bisschen unscheinbar daher, die Entwicklungsgeschichte des Märchens ist aber recht spannend und voller Veränderungen.
In Frankreich ist eine ältere Fasung des Märchens bekannt, die von Charles Perrault aufgeschrieben wurde. In seiner Version soll sich Rotkäppchen nackt zu dem Wolf ins Bett legen, und es wird, nachdem es gefressen wurde, auch nicht gerettet. Diese beiden Kernelemente änderten die Gebrüder Grimm ab. Dass sich das kleine Mädchen nackt zu dem bösen Wolf legen soll, der hier als Synonym für “böse Männer” gilt, wie in der Moral von Perrault deutlich wird, war den Gebrüdern Grimm zu unmoralisch und strichen diese Passage. Auch das bitterböse Ende änderten die Brüder Grimm in ein Happy End, bei dem das Gute triumphiert und das Böse stirbt.
Eine noch ältere Fassung des Märchens die von Perrault beinhaltet sogar Kannibalismus. Der Wolf tötet die Großmutter, und setzt Rotkäppchen ohne ihr Wissen deren Fleisch und Blut vor, das sie verspeist. Es gibt hier allerdings ein Happy End, Rotkäppchen kann sich befreien, und braucht dafür nicht einmal einen Jäger…
Alle Versionen des Märchens kann man in dem Aufsatz Das Mädchen und der Wolf – über die zivilatorische Metamorphose des Grimmschen Märchens vom Rotkäppchen von Rudolf Messner nachlesen, und bekommt noch einige Informationen obendrauf.

“Großmutter, was hast du für ein großes Maul…”

20140715_diary165_rotkaeppchen_im_bett_mit_wolf Bild von Gustave Dore; Wiki Commons

Rotkäppchen wird von ihrer Mutter beauftragt, der kranken Großmutter Kuchen und Wein zu bringen. Die Großmutter wohnt im Wald, und auf dem Weg trifft Rotkäppchen auf den bösen Wolf. Dieser lenkt Rotkäppchen ab und schickt es Blumen pflücken, während er sich auf den Weg zur Großmutter macht, um diese zu fressen. Schließlich wartet er im Bett der Großmutter auf Rotkäppchen…

„Ich finde selber lesen und zuhören ja eher doof…“

Rotkäppchen wurde unzählige Male verfilmt, sowohl als Zeichentrick (allerdings nicht von Disney) als auch als Realverfilmung. Ich habe auf Youtube tatsächlich Märchenverfilmung gefunden, die ich früher immer geguckt habe. Allerdings fand ich genau dieses Rotkäppchen, also das Mädchen, immer unfassbar doof. Das lag an ihrem komischen Lächeln (heute würde ich sagen: grenzdebil oder dauerbreit) und an ihrer Art, wie sie sich Erwachsenen und ihren Brüdern gegenüber gab. Überspielen durfte mein Vater es trotzdem nicht, es war immerhin ein Märchenfilm und wurde von uns Kindern verteidigt wie sonst nur die letzte Portion Lieblingsessen.

„Opaaaa, liest du mir vooor?“

Ich stand ständig, das Märchenbuch schon in der Hand, vor meinem Opa, der in seinem großen Sessel saß und meistens selbst ein Buch vor der Nase hatte. Und natürlich las er mir vor. Ich möchte diese Tradition des Vorlesens wieder aufleben lassen, und selbst Märchen vorlesen…
Rotkäppchen zählte früher nicht unbedingt zu meinen Lieblingsmärchen. Es war irgendwie…da…aber erstens fand ich Wölfe nicht gerade furchteinflößend, was am Wildpark Schwarzeberge lag, in dem es ein Wolfsgehege gab und gibt, und zweitens konnte ich nicht verstehen, warum Blumen wichtiger sind als Oma (und Opa). Inzwischen kenne ich die Entstehungsgeschichte. Mit der hätte ich als Kind zugegebenermaßen nichts anfangen können, allerdings finde ich es heute umso interessanter und nicht mehr ganz so öde wie früher.

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Bisher vorgelesen

Gebrüder Grimm – Der Froschkönig
Hans Christian Andersen – Die Schneekönigin
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