Rotkäppchen kommt erst ein bisschen unscheinbar daher, die Entwicklungsgeschichte des Märchens ist aber recht spannend und voller Veränderungen. In Frankreich ist eine ältere Fasung des Märchens bekannt, die von Charles Perrault aufgeschrieben wurde. In seiner Version soll sich Rotkäppchen nackt zu dem Wolf ins Bett legen, und es wird, nachdem es gefressen wurde, auch nicht gerettet. Diese beiden Kernelemente änderten die Gebrüder Grimm ab. Dass sich das kleine Mädchen nackt zu dem bösen Wolf legen soll, der hier als Synonym für “böse Männer” gilt, wie in der Moral von Perrault deutlich wird, war den Gebrüdern Grimm zu unmoralisch und strichen diese Passage. Auch das bitterböse Ende änderten die Brüder Grimm in ein Happy End, bei dem das Gute triumphiert und das Böse stirbt. Eine noch ältere Fassung des Märchens die von Perrault beinhaltet sogar Kannibalismus. Der Wolf tötet die Großmutter, und setzt Rotkäppchen ohne ihr Wissen deren Fleisch und Blut vor, das sie verspeist. Es gibt hier allerdings ein Happy End, Rotkäppchen kann sich befreien, und braucht dafür nicht einmal einen Jäger… Alle Versionen des Märchens kann man in dem Aufsatz Das Mädchen und der Wolf – über die zivilatorische Metamorphose des Grimmschen Märchens vom Rotkäppchen von Rudolf Messner nachlesen, und bekommt noch einige Informationen obendrauf.
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