[Rezension] Wilhelm Hauff – Sämtliche Märchen

[Rezension] Wilhelm Hauff – Sämtliche Märchen

wp-1482130719699.jpgTitel: Sämtliche Märchen
Autor: Wilhelm Hauff
Illustrator: Theodor Hosemann
Verlag: Nikol Verlag
ISBN: 978-3-86820-337-0

Wilhelm Hauff gehört neben den Brüdern Grimm wohl zu den bekanntesten Namen, wenn es um deutsche Märchen geht.
Hauff lebte wie die Grimms im 19. Jahrhundert und war promovierter Theologe. Er starb kurz vor seinem 25. Geburtstag an Typhus. In seiner offensichtlich kurzen Schaffensphase schrieb er drei Märchenzyklen und mehrere Novellen, darunter Jud Süß.

Seine Märchen lassen sich in drei Sammlungen aufteilen: Die Karawane, die u.a. Kalif Storch und Der kleine Muck enthält, Der Scheik von Alessandria und eine Sklaven, in der man Zweg Nase findet, und Das Wirtshaus im Spessart, eine Aufarbeitung von deutschem Sagengut, dessen bekanntestes Märchen Das kalte Herz ist.
So bekannt manche Märchen Hauffs sind, so vorsichtig muss man sie lesen. Er lebte zur Zeit des Kolonialismus mit allem implizierten Rassismus und zu einer Zeit, als Antisemitismus nicht nur normal, sondern fast schon zum guten Ton gehörte. Das schlug sich natürlich auch in seinen Werken nieder. Vor allem sieht man das in seinen „orientalischen“ Märchen, und in seiner Novelle Jud Süß und dem Märchen Abner der Jude, der nicht gesehen hat gibt er die für seine Zeit typischen antisemitischen Klischees und Stereotypen wider.

hosemann-muck Der kleine Muck von Theodor Hosemann

Behält man das im Hinterkopf und kann (und will) mit den angesprochenen Klischees und Diskriminierungen umgehen, findet man bei Hauff typische Kunstmärchen: In Zwerg Nase begleitet ein Junge eine böse Fee nach Hause, wird von ihr dort gefangen gehalten, aber auch im Kochen unterrichtet. Eines Tages kann er fliehen und gelangt an den Hof eines Aristokraten, in dessen Küche er zu arbeiten anfängt. Den kleinen Muck kennt man vor allem wegen seiner schnellen Pantoffeln und der Datteln und Feigen, die einem Eselohren wachsen und wieder verschwinden lassen.

Die Ausgabe vom Nikol Verlag ist mit Bildern von Theodor Hosemann illustriert, einem Zeitgenossen Hauffs. Sie illustrieren Hauffs Märchen perfekt, da der damalige Zeitgeist in Text und Bild zusammenwirkt. Kinder könnten wie auch bei 1001 Nacht aus dem gleichen Verlag bemängeln, dass es zu wenige Bilder sind, und, wenn auch wunderschön, leider nur schwarzweiß. Für Kinder würde ich daher eine andere Ausgabe empfehlen, für Erwachsene ist diese Ausgabe jedoch bestens geeignet. Es ist ein handliches Hardcover, und für die 7,95€ kann man absolut nichts falsch machen, egal, ob man Hauffs Märchen bereits kennt oder erst einmal reinlesen möchte.

Share

0 thoughts on “[Rezension] Wilhelm Hauff – Sämtliche Märchen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert