Laurie Penny – Babys machen & andere Storys

wp-1460109308906.jpgTitel: Babys machen & andere Stories
Autorin: Laurie Penny
Verlag: Edition Nautilus
Jahr: 2016
ISBN: 978-3-96054-000-7
Wertung: 3 von 5

Eigentlich ist Laurie Penny für ihre furiosen Essays und Bücher zum Sexismus im Kapitalismus bekannt. Nun hat sie einen Sammelband mit Kurzgeschichten veröffentlicht, den es so bisher nur auf Deutsch gibt.
In zehn Stories stellt sie Babyroboter vor (Babys machen) oder erzählt vom verzweifelten Künstlerdasein eines Serienmörders in einer Welt, in der Serienmord als Kunst anerkannt und staatliche reguliert wird (Das Tötungsglas). Zwei meiner Lieblingsgeschichten sind Wikinger Nacht und Wie man seine Gefühle isst, weil sie im Grunde ein direktes überdeutliches Spiegelbild unserer jetzigen Gesellschaft sind.

In Wikinger Nacht begleitet der „junge hübsche“ Praktikant als einziger Mann die Firmenchefin und andere Mitarbeiterinnen zu einem Geschäftsessen. Die vorgestellte Gesellschaft ist quasi die verkehrte Welt unserer eigenen, denn hier herrscht ein unterdrückendes Matriarchat. Durch diesen einfachen Kniff wird der Sexismus und Rassismus in unserer patriarchalisch geprägten Gesellschaft nur noch offensichtlicher.

Wie man seine Gefühle isst „basiert auf meinen Erfahrungen mit dem britischen Prüfungssystem. In der Geschichte konnte ich meine ganze Frustration darüber loswerden.“, sagte Penny dem Puls. Das mag ein Aspekt sein, ich habe allerdings noch etwas anderes mitgenommen. Geschichte wird von den Siegern geschrieben. Hier wird von Nornen bzw. Kobolden erzählt, wie sie entdeckt und in die Förderation eingegliedert wurden. Ersetzt man Kobolde durch Schwarze oder indigene Völker hat man einen erstklassigen Klausurentwurf der heutigen Schulen, wenn auch etwas überspitzt. Großartige Geschichte!
Toll ist auch, dass in Das Haus der Unterwerfung ein anarchisches, gleichberechtigtes Gesellschaftsmodell vorgestellt wird.

Ein weiterer Aspekt, der mir außerordentlich gefiel, war die Diversität von Beziehungen. Während eine heterosexuelle Beziehung nach wie vor als Norm gilt, ist eine homosexuelle Beziehung immer noch ein Staunen und manches Mal eine hochgezogene Augenbraue wert, unabhängig der Fortschritte der letzten Jahre.

Allerdings gefielen mir nicht alle Geschichten. Mit Pretty Whispers (bei der ich ehrlich gesagt jedes Mal nachgucken muss, worum es nochmal ging), Kleine Gnaden oder Praktische Magie konnte ich nur wenig anfangen. Manchmal habe ich den „radikalen Twist“ nicht mitbekommen, manchmal habe ich nicht verstanden, ob und was Pennys Aussage dahinter ist. Aber vielleicht gibt es die auch nicht immer. Ich kann nicht genau benennen, warum mich das Buch unterm Strich nicht vom Hocker gehauen hat, zumal ich Science Fiction und Fantasy mag. Trotzdem bleibt das Gefühl, das etwas fehlt.

Insgesamt liest sich das Buch so weg. Jede Geschichte ist anders, und wenn man Science Fiction und Fantasy mit einer guten Portion Gesellschaftskritik mag, ist das Buch trotz meiner Kritik empfehlenswert.

Vielen Dank an Edition Nautilus für das Rezensionsexemplar!

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