
Die meisten Büchermenschen kennen das. So viele tolle Bücher, die man lesen möchte, entweder schon besitzt oder um die man beim Dealer schon herumschleicht, Geschichten, die auf einen Warten und Abenteuer, die es zu bestehen gilt. Doch allein beim Anblick eines Buches überfällt einen eine eigenartige Lethargie. Man kann sich nicht überwinden, zum Buch zu greifen, und wenn doch, quält man sich durch die Seiten, alle paar Minuten checkt man Twitter oder Instagram, und sogar das Bad zu putzen scheint gerade interessanter zu sein als die aktuelle Lektüre.
Glückwunsch, das nennt man eine Leseflaute.
Manche geraten nun leicht ins Schwitzen, befürchten sie doch, dass sie nun NIE. WIEDER. LESEN. WERDEN.
So ein Blödsinn.
Beim Sport macht man auch regelmäßig Pause, bei künstlerischen Hobbys fehlt oft der kreative Funke, und Reisen und andere Länder kennenlernen kann man sowieso nicht täglich. Warum sollte es beim Lesen anders sein? Obwohl das menschliche Gehirn leistungsfähiger ist als jeder Computer braucht es auch mal Ruhe. Meistens holt es sich die in der Nacht, um im Schlaf den Tag zu verarbeiten. Beim Lesen kommt nochmal eine extra Portion Informationen rein, und dass das Hirn da auch mal sagt: „Nö, einfach NÖ!“, kennt man auch aus Schule, Ausbildung, Studium. Man kann nicht jeden Tag lernen. Titel und Themen der Bücher können noch so spannend sein, wenn das Hirn gerade nicht kann, blockiert es.
Und was macht man in so einer Leseflaute? Wie finde ich die Lust am Lesen wieder?
Nahkampferprobte Ratschläge
1. Keine Panik!
Du merkst, Lesen ist gerade eher anstrengend, nervig, langweilig? Sehr gut. Das passiert, ist nicht schlimm, du kommst nicht in die Literaturhölle und wirst von niemandem geköpft.
Tief durchatmen.
2. Die Bücher, die du gerade liest
Manche lesen immer nur ein Buch zur Zeit, manche, wie ich, haben da eher einen kleinen Stapel. Dieser Stapel muss erstmal aus deinem Sichtfeld verschwinden, denn er übt nur Druck aus. Also, ab unters Bett, bei der kleinen Schwester hinter der Playstation verstecken, ins Regal sortieren… Hauptsache, die Bücher springen dir nicht mehr ins Auge. Und keine Bange, sie warten geduldig auf dich, bis du sie wieder abholst.
3. Bücherfreie Tage
Manchmal reicht ein Tag ohne Bücher, und die Leseratten rennen zum Lesestoff wie die Schokosüchtigen zum Süßigkeitenregal. Meistens hält so eine Leseflaute allerdings länger an. Mache bewusst etwas, das nichts mit Büchern zu tun hat. Triff dich mit Freunden zum Schwimmengehen, Kino (keine Literaturverfilmung), vielleicht hat deine Wohnung/Zimmer auch mal eine Kernentrümpelung verdient, mach dein Fahrrad sommerfertig, mach etwas kreatives oder nimm dir Zeit für deine Geschwister (einer quengelt doch immer, ob du nicht mit ihm mit der Carrera-Bahn spielen willst). Du weißt am besten, was in deinem Leben passiert.

4. Lass die Bücher im Regal
Egal wo du hingehst: Arbeit, Schule, Verabredung mit Freunden, Einkaufen…lass die Bücher zu Hause und die Hörbücher auf dem Handy in der Playlist. Konzentriere dich etwas mehr auf den Moment. Ich genieße es bspw., auf der Fahrt zur Arbeit Musik zu hören und einfach zu tagträumen.

Du kannst wirklich nicht ohne Bücher? Keinen Tag? Hier zwei Tips:
5. Graphic Novels, Lyrik, Essays
Etwas, das mir oft hilft wenn ich unbedingt lesen will aber eigentlich blockiert bin: Graphic Novels. Sie sind vielfältig in Story, Stil, Länge… meistens habe ich so eine Graphic Novel innerhalb eines Tages durch, manchmal brauche ich zwei. Auch wenn es ein ernstes Thema ist und ich eine Graphic Novel immer als vollwertiges Buch betrachte, ist es auch immer ein bisschen wie ein Häppchen für zwischendurch. Wie übrigens auch Comics, Kurzgeschichten, Essays und Gedichte. Es sind kurze Leseeinheiten, die man schnell beendet hat und die Leselust wieder entfachen können.

6. Manchmal hilft nur der Gang zum Dealer
Meine längste bewusste Leseflaute dauerte 4-5 Monate an. In dieser Zeit las ich sage und schreibe zwei Bücher, eins davon kurz vor Weihnachten. Das war zwar ein Funke, der meine Leselust immerhin wieder entfachte. Problem: keins der Bücher, die ich besaß, konnte mich reizen. Zum Glück kam Weihnachten und in diesem Jahr eine großzügige Welle von Buchgutscheinen und Büchergeld. Einen Tag nach Weihnachten stürmte ich meinen Stammdealer und kaufte quer durch alle Genres neue Bücher. Und es half. Die Leseflaute war vorbei, und auch ich seitdem wieder die ein oder andere hatte, war keine so intensiv wie diese.
Zum Schluss noch ein Ratschlag für die Buchblogger
7. Das Luxusproblem der Rezensionsexemplare
Verlockend, oder? Es gibt so viele tolle neue Bücher, und viele schicken die Verlage gerne zu. Überlegt euch aber, wie viel Zeit ihr aktuell wirklich habt und wie viele Exemplare wirklich in euren Leseplan passen. Rezensionsexemplare können ordentlich Druck verursachen, weil man natürlich auch zeitnah die Rezension posten möchte.
In dem Moment, in dem ihr euch Rezensionsexemplaren, eurem Blog, von anderen Faktoren unter Druck setzen lasst, werdet ihr den Spaß am Lesen verlieren. Garantiere ich euch.
In diesem Sinne: Lass euch nicht hetzen, habt ggf. eure Rezensionsexemplare und Leserunden im Blick, behaltet den Spaß an der Freude, und wenn die Leseflaute kommt, macht euch nicht verrückt.
Schreibe einen Kommentar